Die Kirchengeschichte von Hattenhofen

Germanische Siedler unterschiedlicher Herkunft ließen sich nieder und verschmolzen zu den Alamannen.  Im 6. Jh. kamen die ersten Missionare an den Bodensee, das Christentum breitete sich aus mit Bischofssitz in Konstanz. Das Bistum Konstanz wurde ca. 585 gegründet und breitete sich bis in unsere Gegend aus.

Die Ägidiuskirche damals 

Erste Kirchen in unserer Gegend. 

Wann in Hattenhofen die erste Kapelle oder Kirche gebaut wurde ist nicht festzustellen. Es ist aber bekannt, das sich um das Jahr 800 die ersten Christlichen Gemeinden in dieser Gegend gebildet haben. 
 
In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstehen viele neue Kirchen und Kapellen. Der Rundbogen ist typisch für die romanische Baukunst, sowie dicke Mauern mit kleinen Fenstern. 

1100  bis 1150 könnte die Kirche von Hattenhofen seine Anfänge haben. Der romanischer Baustil ist noch an manchen Stellen z.B. im Chor unserer Kirche zu erkennen.
  
Ein Indiz dass es bereits im 12. Jh. in Hattenhofen eine Kirche gegeben hat, könnte auch der Namen der Kirche sein. Dem heiligen Ägidius wurden in der ersten Hälfte des 12. Jh.  geweiht viele Kirchen geweiht. 
 
So kann man daraus schließen, dass auch die Kirche in Hattenhofen in ihren Anfängen auf diese Zeit, also zwischen 1100 und 1150 zurückgeht. 

Die Ägidiuskirche heute

Das ursprüngliche Dorf Hattenhofen lag rund um die Kirche und um den Friedhof. Die älteste uns bekannte Begräbnisstätte befand sich bis 1838 im Hof um die Kirche, deshalb wurde der Friedhof auch Kirchhof genannt. Die Toten sollten mitten in der Gemeinde liegen. 

Weil dort der Platz aber nicht mehr reichte, wurde 1938 ein neuer Friedhof in der Ledergasse hinter der Scheune von Bauer Gallus angelegt. 


Die feierliche Einweihung des heutigen Friedhofs erfolgte 1884. Im Laufe der Jahrhunderte war die Kirche immer wieder Veränderungen unterworfen.

Aus der Federzeichnung aus dem Jahre 1860 ist zu entnehmen, dass damals die Kirche von einer hohen Friedhofsmauer umgeben war.

In Zeiten der Gefahr flüchteten die Bürger hinter die Mauern in den Kirchhof. Obwohl die Kirche keine reine Wehrkirche mit Verteidigungscharakter war, bot sie doch einen gewissen Schutz.


Die Ägidiuskirche damals 

Die Reformatoren und in ihrem Gefolge die evangelische Kirche lehnten es ab Kirchen einem Heiligen zu unterstellen. 

Viele Kirchen behielten allerdings den Namen auch nach der Reformation. Kirchen, die erst nach der Reformation als evangelische Gotteshäuser gebaut wurden, heißen oft: 
Christuskirche,  Lutherkirche,  Auferstehungskirche,  Erlöserkirche,  Dreieinigkeitskirche,  usw.
 
Der Heilige Ägidius, war Mönch und später Abt in dem Kloster dass er gegründet hat in der Provence in Südfrankreich. Er ist 721 gestorben. Er war einer der 14 Helfer. Sein Grab ist heute noch ein Wallfahrtsort. 

Als Mönch und späterer Abt des von ihm gegründeten Klosters wurde er vielen Kranken, Notleidenden und Ratsuchenden ein Helfer und Bruder. Sein Einfluss soll bis in unsere Gegend gereicht haben. 

1930 erfolgte eine große Kirchenrenovierung. 
An der Westseite wurde die Kirche um 3,5 Meter verlängert

In diesem Anbau wurde ein Treppenhaus eingebaut. Somit konnten die drei Außentreppen beseitigt werden. 

Auch die Eingangstüren wurden verlegt. Am 19. Oktober 1930 erfolgte unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die Kirchweihe. 

Zuvor wurden über sechs Monate die Gottesdienste in der Turnhalle gehalten.

Der ehemalige Aufgang zur Empore.

Innenansicht vor dem Umbau

Die beiden großen Glocken mußten  zum ein-schmelzen abgegeben werden. Nach dem 1. Weltkrieg  konnten durch eine Stiftung von E.J. Siller wieder zwei Glocken angeschafft werden.

1942,  Zweiter Weltkrieg, alle drei Glocken läuten zum letzten Mal, dann mussten wieder zwei zum einschmelzen abgegeben werden. Auch diese Glocken wurden 1950 wieder ersetzt. Spender war Jakob Gallus der nach Amerika ausgewandert war. 

Ägidiuskirche innenansicht heute

1994 Orgelrenovierung
und klangliche Rückführung in den Originalzustand durch Christoph Reichel Hochdorf. 
Kosten 115.743,48 DM. 

 

Zusätzlich war eine Holzwurmbehandlung der Orgel, des Kirchengestühls und des Gebälks im Dachboden notwendig, was weitere Kosten von 49.381,61 DM nach sich zog.

 

In den Jahren 2003/04 wurde eine
umfassende Außenrenovierung notwendig. 

Taufstein von 1793

Noch heute steht in der Kirche der Taufstein von 1793. 

Auf einem, viereckigen Schaft ruht ein achteckiges Bassin. 

Das Kruzifix,
das heute gleich neben dem Eingang hängt, wurde 1682 von Daniel Hackh, einem Anwalt zu Hattenhofen gestiftet.

Es wurde dann 1850 durch eine Spende von Ulrich Lutz erneuert und 1964 sorgfältig restauriert und neu vergoldet. 

Vor der Kirchen-renovierung 1930 hatte es seinen Platz direkt hinter dem Altar.

Die Gedenktafel neben der Kanzel gilt dem Hattenhofer Bürger Georg Hausch, der es zu Amt und Würden gebracht hatte.

Er hatte in Straßburg studiert, 1634 die Prüfung abgelegt und war der erste nachweisbare Student des Dorfes. 

Später war er Prälat in Königsbronn. Er ist 1678 gestorben.

Joh. Leonhard Schmid war von 1761 - 1811 Pfarrer in Hattenhofen. Er  hinterließ einen ausführlichen Lebenslauf. 

Nach seinem Dienstantritt in Hattenhofen hat er geheiratet. Seine Frau ist schon ein Jahr später (1762) bei der Geburt eines Kindes gestorben. Ihr Grabstein ist noch heute an der Kirchturmmauer erhalten. 

Auch die zweite Frau starb schon mit 39 Jahren, an Auszehrung. Ihre drei Kinder waren schon vorher gestorben. 

Die dritte Gattin schenkte Pfarrer Schmid noch 11 Kinder, von denen aber nur zwei Söhne und drei Töchter am Leben blieben. Auch die dritte Frau starb schon im Alter von 56 Jahren.

Im Jahre 1811 feierte er mit 82 Jahren immer noch immer im Dienst sein 50 jähriges Jubiläum in Hattenhofen. 

Er soll tatsächlich 50 Jahre in unserer Kirche gepredigt haben. Zu diesem Ereignis erhielt er von König Wilhelm I einen Orden mit dem auch der Adelstitel verbunden war.

Erntedankfest in Hattenhofen

Die ehemalige Zehntscheuer

 Im Jahr 1555 entstand das Lagerbuch der Gemeinde Hattenhofen um diese gab es Zeit 29 Lehenshöfe. Es gibt Einblick in die Verhältnisse der Bauern im 16. Jahrhundert. 
 
Die Bauern hatten kein Eigentum im heutigen Sinne über das sie frei verfügen konnten. Das Land gehörte dem Herzog, dem Staat oder Klöstern. 

Die Bauern erhielten ihren Hof von dem jeweiligen Grundherren geliehen. Sie waren Lehensleute und sie mussten Abgaben entrichten.

Während der große Zehnte eine Abgabe an den Grundherrn war, ging der kleine Zehnte an die Pfarreien. Er bildete deren Einkommensteil.

Im Lagerbuch wurde auch festgelegt, wie der kleine Zehnte gegeben wird. Z.B. von Nüssen, Obst und Rüben musste der Zehnte dem Pfarrer ins Haus gebracht werden. 

Vom Kraut wurde der zehnte Setzling auf dem Land übergeben und vom ausgereiften Flachs blieb das zehnte Büschel auf dem Acker liegen. Es musste vom Pfarrer abgeholt werden.

1840 beklagte sich Pfarrer Bauer über den Bauern M. Wagner vom Riedenhof, weil dieser sich weigerte, den Obstzehnten im Pfarrhaus abzuliefern. 

Er wollte dass der Pfarrer den Obstzehnten selbst abholt, wie seine Vorgänger. Der Pfarrer weigerte sich, er wollte auf einer Schmälerung seiner Rechte nicht eingehen und berief sich auf das Lagerbuchs. 

Wagner musste sich schließlich diesen Vorschriften fügen. 1849 wurde die Abgabe des Zehnten in Hattenhofen beendet.

Unsere Kirchen

Im Laufe der Zeit habe ich die eine oder andere Kirche besucht oder in ihr gepredigt. Gerne zeige ich Euch die unterschiedlichsten Gotteshäuser, so wie ich sie kennengelernt habe.

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